Nachdem ich, Michael Erhart, mein halbes Leben in den verschiedensten Funktionen und Disziplinen im internationalen Motorsport/Profisport verbracht hatte – als Individualcoach und ganzheitlicher Therapeut, Teamchef, Projekt-Manager oder auch nur als Beobachter unzähliger Superstars – waren zwei über die Jahre gewonnene Erkenntnisse, welche in jedem Sport Gültigkeit erfahren, Initialzündungen für die Entwicklung unseres holistischen READY TO WIN™-Coaching-Ansatzes:
I: Jeder Athlet – in welcher Sportart auch immer – ist zum annähernd gleichen Karrierezeitpunkt mit denselben Herausforderungen oder Schwierigkeiten konfrontiert, die es als Hindernisse und Stolpersteine auf dem kupierten Weg zum Erfolg wahrzunehmen, zu meistern, zu überwinden oder zu umgehen gilt.
Noch bedeutungsvoller, weil erfolgsorientierter, war die zweite Entdeckung:
II: Alle Superstars und Multi-Weltmeister haben für sich selbst ein individuelles, ganzheitliches System entwickelt, mit dem sie in der Lage sind, ihre Performance dann bestmöglich einzusetzen, wenn diese benötigt wird, und so Erfolg förmlich reproduzierbar wird.
Die zentralen, bedeutsamsten Worte dieser zweiten Erkenntnis sind nun in dieser Reihenfolge:
- System
- Ganzheitlich
- Individuell
- Reproduzierbar
Ad 1. System:
Nur wer es versteht, in seiner Karriere ein Selbstmanagementsystem mit Strukturen, Prinzipien, Disziplin, Workflows, Organisation, zielstrebigem Wissensmanagement usw. individuell zu etablieren, kann in so hohem Maße Konstanz und damit wiederum (Selbst-)Vertrauen aufbauen, dass eine Spitzenleistung zum geforderten Zeitpunkt möglich wird.
System führt zu Beständigkeit. Beständigkeit führt zu Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein führt zu Selbstvertrauen. Selbstvertrauen führt zu Erfolg.
Befragt man Wettkampfsportler, warum sie zu einer Competition antreten, so antwortet die absolute Mehrheit von ihnen, dass es das erklärte Ziel sei, als Gesamt- oder zumindest Klassensieger gesund nach Hause zu kommen. Bloß führt all diese bewusste Fokussierung auf Sieg nicht automatisch zum gewünschten Erfolg, wenn das un(ter)bewusste Selbstvertrauen nicht mitgereift ist.
Bewusstes versus unbewusstes Selbstvertrauen
Unterbewusst nicht bereit zu sein für den großen Durchbruch, obwohl man jahrelang hart gearbeitet hat und nichts anderes ersehnt, ist jedoch das Schicksal der meisten Athleten, gibt es doch x-fach mehr Dauerverlierer als Seriensieger. Sein Ziel zu erreichen, seinen Traum zu verwirklichen, die anderen niedergekämpft zu haben, als Triumphator über allen zu stehen – diese Krone muss man sich selbst erst einmal trauen aufzusetzen. Um mit diesem enormen persönlichen Wachstum leben zu können, bedarf es eines hohen Maßes an unbewusstem Selbstvertrauen. Bewusstes Selbstvertrauen kann man sich schnell (ein-)bilden – siehe dazu später im Buch die trügerischen Auswüchse positiven Denkens. Übertriebene, hemmungslose Selbstsicherheit ohne entsprechendes instinktives Fundament ist heute groß in Mode. Stichwort: Sein und Schein.
Unser unbewusstes Selbstvertrauen, das uns nicht gewinnen lassen will, obwohl wir dies doch bewusst so sehr wünschen würden, versucht, uns vor übersteigerten, übermotivierten Handlungen, die zu Unfällen, Verletzungen und sonstigen Schäden für Körper, Seele und Geist führen könnten, zu bewahren. Da kann die Bewegungs-/Ball-/Schlag-/Fahrtechnik in einem Sport noch so ausgereift sein, solange unser Unbewusstes genau weiß, dass aber zur dauerhaft sicheren, erfolgreichen Ausführung beispielsweise der körperliche Trainingszustand noch nicht ausreicht, wird es Siege schon als Selbstschutz unterbinden. Erst ein ganzheitliches System mit all den erwähnten Bestandteilen lässt das unbewusste Selbstvertrauen in uns so stark werden, dass Erfolg von unserem inneren Ich zugelassen wird.
Wer ohne konkreten Masterplan, wohin die Karriere, die Saison, der nächste Wettkampf, selbst die nächste Trainingseinheit gehen sollen – und vor allem, was dazu im Detail alles nötig ist – unstrukturiert und unmethodisch darauf los trainiert und lebt, wird über Achtungserfolge und Mittelmaß nicht hinauskommen. Beeindruckende Sportgrößen verfügen ausnahmslos über ein persönliches System zum Erfolg. So zu tun, als fiele einem alles irgendwie von alleine in den Schoß, ist nicht mehr als Bluff oder der Versuch, im Sinne einer coolen Sportart oder eines noch cooleren Sponsors medial voll relaxed rüberzukommen. Aber selbst die im Schritt noch so weit geschnittenen Baggypants oberlässiger Freestyle-Boarder können nur sportlich Unbedarfte darüber hinwegtäuschen, dass hinter jedem tadellos gelandeten »Backside 720« schlicht und einfach systematische Vorbereitung steckt.
Die immer mehr ausufernde, mediale Berichterstattung, die Superstars in jeder Minute ihrer Wettkampfvorbereitung ungeniert mit Kameras verfolgt, bringt viele Mini-Systemdetails bis in unsere Wohnzimmer, es gilt nur, genau hinzuschauen. Beim Slalomartisten, der tief in sich versunken unter scheinbar spastischen Verrenkungen den Kurs nochmals visualisiert, ist diese Handlung als Baustein seines mentalen Systems noch offensichtlicher zu erkennen als das ritualisierte Toilette-Aufsuchen des Mehrfach-Automobilweltmeisters immer exakt zwölf Minuten vor dem Fallen der Startflagge, damit auch jedes Vorstart-Interview unterbrechend. Beiden gleich ist die methodische Vorwegnahme kommender oder möglicher Ereignisse, um nicht den Fokus auf den Sieg zu verlieren.
Gefahren des Systems
Wie alles im Leben, so hat natürlich auch ein sehr klar geplantes, methodisches Vorgehen seine Schattenseiten. Exakt dann nämlich, wenn es zu einseitig oder zu starr geworden ist. Das Systemgebäude muss zwingend erschütterungsbeständig, statisch auf mehreren gleich starken und elastischen Säulen aufgebaut sein. Sonst droht es in Extremsituationen anstatt Schutz zu bieten vollends über einem einzustürzen. Gerade in technisch stark beeinflussten Disziplinen, wie etwa dem Motorsport, ist dieses Phänomen wiederkehrend zu beobachten: Die auch beim Piloten zu dominante technische Säule des Systempalastes bricht ein (beispielsweise durch eine gravierende Reglementänderung am Rennfahrzeug, die plötzlich einen deutlich anderen Fahrstil erfordert) und schon fällt das komplette, zu labile persönliche System in sich zusammen und gar nichts geht mehr. Ein geknickter Eckpfeiler stellt in der Tat ein außerordentliches Risiko für das Gesamtgebilde dar, wenn dieses nur auf drei oder gar zwei Fundamente gestützt ist. Was hier so symbolhaft formuliert ist, bedeutet in der Praxis nicht anderes, als dass dein System zum Erfolg auf einer breiten, ganzheitlichen Basis hochgezogen sein muss. Ist es am Ende zu sehr auf die körperliche Komponente ausgerichtet, werfen dich unvermutet auftretende, nicht im Konzept vorgesehene mentale Komplikationen blitzschnell aus der Bahn. Wurde die mentale Säule zu sehr forciert und Affirmation statt Training in der Kraftkammer betrieben, folgen Verletzungen. Dennoch: Auch wenn selbst die planmäßige Herangehensweise nicht automatisch vor Komplikationen bewahrt, ohne ein System wurde noch keine eindrucksvolle Karriere gemacht.
Ad 2. Ganzheitlich:
Um Erfolg langfristig und anhaltend möglich zu machen, bedarf es mehrerer Faktoren, im Systemgebäude »Säulen« genannt. Sowohl unsere READY TO WIN™-Sport-Coachings als auch unsere Management-Trainings sind auf folgenden fünf Elementen aufgebaut:
BODY Nur in einem gesunden Körper entwickelt sich ein großer Champion!
MIND Mentale (Selbst-)Regulationskompetenzen als der halbe Sieg!
EMOTION Ich fühle, daher gewinne ich!
TECHNIK Triumphe erfolgen durch einen Informations- und Wissensvorsprung!
PROMOTION Selbstvermarktung als integraler Bestandteil sportlicher Wertschöpfung!
In Rahmen der IST-Analyse zu Beginn einer Zusammenarbeit werden von uns ganzheitlich betreute Sportler mit einem umfangreichen Fragebogen konfrontiert, der zum Teil in subtil verborgenen Fragestellungen Mankos bzw. Verbesserungspotenzial in diesen fünf Elementen aufdeckt. Darüber hinaus wird erhoben, ob im bisherigen Karriereverlauf die Glücksgöttin Fortuna wohlgestimmt war. Resultat dieser Multiple-Choice-Befragung ist eine Spinnennetzgrafik, die symbolisch vor Augen führt, ob es in der sportlichen Entwicklung rund läuft oder Kanten, Ecken und Dellen im Karrierefluss eine Unwucht auslösen:
Diese Grafik könnte folgende Charakteristik beschreiben:
Das Naturtalent – trainiert nicht wirklich gerne, mental und emotional schon einmal aus den Fugen geratendes Enfant terrible. Verkauft sich und sein schlampiges Talent jedoch genial und hat im richtigen Moment auch schon mal das Glück des »lucky winners«.
Diese Grafik als Gegensatz:
Der brave Arbeiter – trainiert bis zur Selbstaufgabe, nicht übermäßig talentiert, dafür mental stark und emotional sehr gefestigt. Kaum mit dem Glück des Tüchtigen gesegnet, erarbeitet er sich Erfolg beinhart. Nicht der locker, lässige Sich-selbst-Vermarkter bei Publikum, Medien und Sponsoren.
Erst ein möglichst runder Kurvenverlauf erlaubt große Erfolge und Titelgewinne. Eiert das Sechseck der Ganzheitlichkeit, ist Scheitern die logische Konsequenz. So verliert sich das Supertalent möglicherweise viel zu tief in seiner geliebter Technik und vernachlässigt dabei seine körperliche Fitness. Dem topfitten Übertrainierer kommt vermutlich vor lauter Muskelpower die Feinfühligkeit für Bewegung und Emotionen abhanden. Der von Fortuna Verwöhnte lässt seine mentale Entwicklung außer Acht, sich stets auf bisheriges und daher wohl wiederkommendes Glück verlassend. Der extrovertierte Selbstvermarkter wird mangels ausgebildeter emotionaler Intelligenz bei Meisterschaftsverlust eventuell auch gleich noch seine Freunde einbüßen. Kurzum: Nur wer ganzheitlich an seine Vision herangeht, wird es bis an den Zenit seiner Fähigkeiten schaffen.
We must stop him racing and start him winning.
Guido Cappellini
Ad 3. Individuell:
Die Entwicklung eines ganzheitlichen Selbstmanagementsystems muss individuell passieren. Eltern, Trainer, Kameraden oder vor allem auch Coaches, wie die des READY TO WIN™-Teams, dürfen und sollen Marschrouten, Perspektiven, Methoden, Maßnahmen, Empfehlungen einbringen und den Schützling für vielfältige Sichtweisen sensibilisieren und öffnen. Einen Weg oder Willen aufzudrängen ist garantiert der falsche Zugang. Ein Mentaltrainer ist dazu da, dem Sportler zum richtigen Zeitpunkt Tools in die Hand zu geben, damit dieser für sich selbst die benötigten mentalen Kompetenzen zur Steigerung seiner psychischen Stärke entdecken und entwickeln kann. Ein Ernährungsberater wiederum tut seinen Job gut, wenn er dem Athleten Inputs gibt, wie dieser für sich eine typengerechte Ernährungsweise kreieren kann. Was für Mensch A ideal ist, muss nicht automatisch für B maßgeschneidert sein. Kollektive Zwänge, seien sie auch noch so konstruktiv gemeint, führen heute zu keiner großen Karriere mehr.
Ad 4. Reproduzierbar:
Zufällig mal zu gewinnen, ohne selbst eine nennenswerte Idee zu haben warum, ist noch lange kein Erfolg. Siege reproduzieren zu können, indem man – auf ein persönliches System vertrauend – selbst unter widrigen Umständen eine eindrucksvolle Leistung zu erbringen in der Lage ist, das macht den wahren Triumphator aus. Über Jahre hinweg herausgefunden zu haben, was man ganz persönlich und ganzheitlich tun muss, um unschlagbar zu performen und dies dann immer wieder ganz exakt gleich zu machen, ist eines der Geheimnisse auf der Überholspur ganz nach oben. Inputs und Anregungen genau dazu soll dieses Buch, basierend auf dem holistischen READY TO WIN™-Coachingsystem, bieten.
80/20-Regel oder das Paretoprinzip
Benannt ist das Paretoprinzip nach dem italienischen Soziologen Vilfredo Pareto, der um 1900 wirkte.
80 % der Ergebnisse in nur 20 % der Gesamtzeit eines Projektes erzielt werden, wogegen die verbleibenden 20 % der Ergebnisse die verbleibenden 80 % der Gesamtzeit benötigen und somit den größten Aufwand verursachen.
Was aufs erste oberflächliche Drüberlesen verwirrend scheint, lässt sich gerade am Beispiel eines Sports leicht erklären:
Wenn man von Tennis keine Ahnung hat und quasi bei Null beginnt, wird 20 % Zeiteinsatz 80 % der Möglichkeiten dieses Ballsports abdecken. Vorhand, Rückhand, Slice, Drive, Spin, Volley, Stoppball, Aufschlag werden bei weitem nicht auf Könnerniveau beherrscht, zum kurzweiligen Hin- und Herspielen der gelben Filzkugel über das Netz wird es aber allemal reichen. Und damit wurde mit 20 % Zeiteinsatz in Wahrheit 80 % dessen erreicht, was diesen Sport eben ausmacht.
Das wahre Kunst des Erfolgs liegt in der Heuristik:
Zu erkennen, was wesentlich ist und dies ohne zeitliche Umschweife umzusetzen!
Heißt das erklärte persönliche Ziel jedoch, Tennis professionell auf Weltklasselevel zu spielen, so wird man weitere 80 % investieren müssen, um die verbleibende 20-%-Hürde vom Hobbyspieler zur Koryphäe zu überwinden. Kurzum: Wenn man bloß zwanzig Prozent des Gesamtpotenzials aufwendet, kann man bereits unverhältnismäßig viel erreichen.
Und genau darauf basiert unsere Coaching-System:
Es filtert aus der schier unüberschaubaren Gesamtmenge an ganzheitlichen Aspekten rund um Erfolg in Sport und Beruf 20 % nötiger Inputs heraus, um 80 % des möglichen Outputs und damit deutliche Leitungssteigerungen zu ernten. Wer bisher keinerlei Erfahrungen mit mentalem Training gemachte hatte, wird mit den hier gebotenen Grundlagen seine psychischen Grenzen binnen Stunden von 0 auf 80 % erhöhen. Wer bislang seinen Lieblings-Hamburger wegen des knackigen Salatblattes für gesunde (Sport-)Ernährung hielt, kann mit einigen wenigen Tipps seine Ernährungsgewohnheiten umgehend zu 80 % verbessern. Selbiges gilt für Kommunikation, Vitalstoffe, Körperenergie und Co.