Wie erkennt man, dass man übergewichtig ist?
Mit seinem Gewicht oder mit seiner Figur zufrieden oder unzufrieden zu sein, ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Gerade Frauen fühlen sich oft zu dick, obschon die Waage durchaus Werte von Norm- oder Idealgewicht zeigt. Am schlimmsten sicher in diesem Zusammenhang die krankhafte Magersucht (Anorexia nervosa), so sich vornehmlich Mädchen und junge Frauen subjektiv in ihrer gestörten Selbstwahrnehmung zu dick vorkommen, obwohl sie tödlich gefährdet untergewichtig und unterernährt sind. Die Magersucht ist die tödlichste psychische Störung – und damit weit lebensgefährlicher als Depression! Deutlich mehr anorektische Mädchen sterben an den Folgen der Mangelernährung, als depressive Menschen ihrem Leben ein gewaltsames Ende setzen. Übergewichtig zu sein ist da im Vergleich eine Harmlosigkeit – bei allem Respekt vor jedem einzelnen übergewichtigen Leser dieses Blog, der jetzt mit dem Abnehmen starten möchte oder muss. Denn Übergewichtige können wesentlich einfacher ihre Figur und ihre Körpermasse und -maße beeinflussen wie Magersüchtige. Und somit jede Figur bekommen, die sich sich wünschen! Soviel nur als kleiner Trost für alle, dass es massivst Untergewichtigen noch viel schlechter geht als Übergewichtigen.
Abseits aller subjektiven persönlichen Empfindungen und Befindlichkeiten, hat die WHO mit dem BMI, dem Body Mass Index, eine Maßeinheit eingeführt, die Körpergewicht in Relation zu Körpergröße setzt. In einer Skala, in der die Gewicht-Größe-Quotienten von »Starkes Untergewicht« bis »Adipositas Grad 3« reichen, kann man einfach und schnell ablesen, ob das eigene Gewicht im guten Rahmen ist, sprich ob man normgewichtig ist.
BMI = Körpergewicht (kg) : Körpergröße (m)²
Ein Mensch mit 178 cm Körpergröße und 78 kg hat entsprechend obiger Formel einen BMI von 78 : 1,78² = 24,6. Auch gibt es die einfache Rechnung zum erstrebenswerten Normgewicht = Körpergröße (in cm) minus 100. Der BMI alleine ist eher nur ein erster Richtwert, denn er berücksichtigt gewichtsmäßig nur die Quantität, nicht die Qualität. Sprich ein voll austrainierter Athlet könnte schon gut und gerne unter »übergewichtig« fallen und dennoch super-fit sein.
Extrem daneben liegt der BMI scheinbar bei einem Bodybuilder, denn ein solcher wäre schlicht und einfach übergewichtig bis Adipositas 1. Oder halt, vielleicht ist ein Bodybuilder ja auch übergewichtig. Muss Übergewicht automatisch zuviel Fett bedeuten?
Übergewichtig ganzheitlich betrachtet!
Kommen wir nochmals zurück auf den Bodybuilder. Warum trainiert und züchtet sich ein Mensch wahre Muskelberge an? Warum widmet jemand sein halbes Leben dem Stemmen von Gewichten und dem Futtern von Unmengen an Kohlenhydraten und Eiweiß? Warum tut man das? Weil man mehr darstellen möchte als man sich unterbewusst fühlt. Das ist jetzt gar keine Millisekunde bösartig oder kritisch gemeint. Es ist um Welten besser, sich im Fitnessstudio abzurackern und sich fettreduziert zu ernähren als jeden Abend sechs Bier zu trinken, kalten Schweinsbraten oder fette Wurst samt Industriebrot in sich reinzustopfen und dann beim Fernsehen herumzukugeln mit noch einer Packung fetter und salziger Knabbereien. Aber dicker Mensch wie Bodybuilder (trotz Adoniskörper oft sehr sensible Menschen) haben eines gemeinsam: Sie fühlen sich offenbar wohler, wenn sie sich mit einem Panzer umgeben. Der eine mit einem Fett- (und Wasser-)panzer, der andere mit einem Muskelpanzer. Der Panzer bleibt dennoch eine Abwehrgeste an die Umwelt.
Ob Bodybuilder oder dicker Mensch –
einen Abwehrpanzer haben beide!
Darum sollte man sich als übergewichtiger, dicker Mensch einmal überlegen, wozu man seine »dicke Haut« denn eigentlich benötigt. Und wohl vor dem Abnehmen zuallererst damit beginnen, sich darüber Gedanken zu machen bzw. mögliche entdeckte Konflikte im Leben ganzheitlich zu bearbeiten.
PS.: Der Autor dieser Zeilen (BMI von 24) hatte selbst eine Lebenszeit, in der er 20 kg (!) mehr körperliche Schutzschicht benötigte, um zumindest optisch mehr Abwehrkraft darzustellen. Ich denke, dieses Outing erlaubt mir auch, diese im ersten Moment provokant erscheinenden, ganzheitlichen Denkansätze allen betroffenen Lesern hier mit auf den Weg zu geben. In meinem Falle übrigens begannen sich mein Körpergewicht und meine körperliche wie geistige Fitness in eine supergesunde Richtung zu entwickeln, als ich den Mut hatte, nach 25 Jahren meinen Job an den Nagel zu hängen und meiner wahren Berufung zu folgen. Sprich, das zu tun, was ich wirklich möchte und was mich wirklich glücklich macht. Wie von selbst begann sich mein Körpergewicht zu reduzieren. Natürlich aß ich nun auch weniger, aber nicht erzwungener Maßen, sondern einfach, weil ich auf große Mengen (schlechten Essens) keinen Appetit mehr hatte. Auch sportelte ich mehr, aber zu beidem – gesundem Essen und gesundem Sport – brauchte ich mich nicht (mehr) zu zwingen wie früher. Ich benötigte meinen Panzer nicht mehr, also baute sich dieser langsam aber ganz sicher ab mit Freude an hochwertiger Ernährung und Freude an körperlicher Bewegung.
Lesen Sie weiter im Post HILFE, ICH BIN ZU DICK, TEIL II