Nur so entsteht ein Umfeld von Gesundheit!
Wird von Gesundheitsvorsorge gesprochen, so denken die meisten Menschen an den Begriff Prävention. Mit Prävention »wirbt« auch unser »Gesundheitssystem«, welches jedoch viel mehr ein Krankheitssystem ist. Aber alles der Reihe nach.
»Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen«, so definierte die WHO 1948 den Begriff Gesundheit optimistisch. Bis in die späten Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts und damit knapp 39 Jahre brauchte man, um einzusehen, dass man nach dieser Definition die Zahl der wirklich gänzlich gesunden Menschen dieses Planeten wohl an den Fingern einer Hand abzählen kann. Also formulierte man 1987
Gesundheit ist die Fähigkeit und die Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen!
Damit erleichterte man den meisten hierzulande, sich gesund zu fühlen, betrachtet aber gleichzeitig all jene auch als krank, die trotz arbeitsfähigen Alters keiner geregelten Arbeit (mehr) nachgehen wollen. Von dieser Seite aus völlig wertfrei und rein diagnostisch kommentiert, richtet sich die WHO damit wohl an alle Frühpensionisten unserer Sozialstaaten, die sich auf Kosten anderer ein schönes Leben machen. Oder eben nicht, denn über Gesundheit und Krankheit entscheidet ganz wesentlich auch unser Unterbewusstsein. Selbiges rebelliert gerade bei vielen, den ganzen Sommer im Freibad liegenden Mittfünfzigern, die krankheitshalber nicht mehr dem Kollektiv dienen können. Jetzt ohne die körperlich oder geistig überfordernde berufliche Tätigkeit sollten alle Wehwehchen wie weggeblasen sein. Sind sie aber nicht, oft ganz im Gegenteil. Daher die kluge, weitblickende Definition der WHO. Doch zurück zum eigentlichen Thema.
Bei genauer Beschäftigung des Themas (betriebliche) Gesundheit, stößt man auf zwei Begriffe. Prävention und Gesundheitsförderung. Auch wenn diese ziemlich gleich klingen, so beschreiben sie doch zwei gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen. Symbolisiert man unser fittes, gesundes und aktives Leben als Kontinuum und damit als etwas, das kontinuierlich neu geschaffen werden muss, so verdeutlicht nachstehende Grafik der Gesundheits-Krankheits-Balance ganz gut, worum es geht:
Zwischen den Polen »Gesundheit« und »Krankheit« durchlaufen wir mehr oder weniger (sch)wankend unser Leben. Umso weniger Schlagseite wir in Richtung Krankheit bekommen, desto besser. Aber wie beim Segeln gilt auch hier: Wenn zuviel Wind bläst, so muss man reffen. Wer’s zu sehr hat krachen lassen im Sturm des Lebens, muss auch schon mal die Segelfläche verkleinern und damit Schräglage, Geschwindigkeit und Fahrt rausnehmen, um mit seinem Lebensschiff bzw. dem Familienschiff nicht zu kentern. Dass man in Richtung Krankheit leichter und schneller als einem lieb ist kentern kann, das ist jedem klar und darauf ist jeder sensibilisiert.
Aber auch zuviel Fahrt in Richtung Gesundheit, führt zu gefährlichen Extremsituationen. Wie viele (meist) Männer in ihrer Midlife-Crises zerstören sich ihr Wohlergehen, indem sie sich nach 25 Jahren des sportlichen Nichtstuns in den Sturschädel setzen, nun plötzlich zum Triathleten zu werden? Oder zumindest jetzt mit knapp Fünfzig aus dem sportlichen Nirwana heraus mit dem Marathonlaufen anfangen müssen. Aber keine Sorge, auch die Mittvierzigerin, die glaubt, mit 4 x wöchentlich Solarium (unter UV-Bestrahlung baut man ja schließlich lebenswichtiges Vitamin D auf…), sich ebenso oft mit Fitness und Areobic bis zum Umfallen (aerob bedeutet eigentlich »im Sauerstoffgleichgewicht«) schindet und dafür täglich handweise zur Salatdiät Nahrungsergänzungsmittel in den ausgemergelten Körper pumpt, wird früher oder später einsehen müssen, dass Gesundheit so nicht entsteht. Weder im Kopf noch im Körper.
Krankheit und Gesundheit sind kein statischer Zustand, sondern ein dynamisches System, das zu jeder Minute im Leben neu geschaffen werden muss und geschaffen werden kann.
Lesen sie weiter im nächsten Post PRÄVENTION vs GESUNDHEITSFÖRDERUNG, Teil 2