Schon seit Jahren predigen ganzheitliche Gesundheitscoaches und umsichtige Ernährungsberater (wie ich ;-), dass es wohl einer der wichtigsten Entscheidungen für ein langes, vor allem aber beschwerdefreies Leben sei, den individuellen Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. Mein persönliches Argument hierzu war stets, dass wir Menschen – betrachtet man Gebiss und Verdauungsapparat – Allesfresser sind für sporadischen Fleischkonsum. Das ist für den Homo sapiens hierzulande artgerechtes Futter. Sporadisch meint, genauso wie’s noch zu unseren Großelterns Zeiten der Fall war: Unter der Woche primär pflanzliche Kost, am Wochenende Fleisch = Sonntagsbraten.
Sicher sind wir Menschen keine reinen Pflanzenfresser (und damit auch keine Veganer wie Pferde oder Kühe beispielsweise mit mehrfach längerem Darm oder gar mehreren Mägen), aber auch keine Fleischfresser (wie das Raubtier Katze etwa mit ihrem extrem kurzen Darm und sehr sauren Verdauungssäften). OK, es gibt zwei Ausnahmen: die Völker der Massai und der Inuit haben sich evolutionär über Jahrtausende zu mehr oder weniger reinen Fleischfressern entwickelt. Sollten Sie – verehrte Leserin, geneigter Leser – Stammesangehöriger dieser afrikanischen bzw. grönländisch-kanadischen Populationen sein, so trifft der Inhalt dieses Blogposts für Sie nur bedingt zu…
Die Revolution 2004: The China Study
Als der Amerikanische Biochemie-Professor und Ernährungs-Epidemiologie T. Colin Campbell in seinem weltweit für Aufsehen sorgenden Buch »The China Study« die dramatischen Folgen von massivem Konsum von Fleisch (und Milch) für den Menschen darlegte, wurde er kurzerhand medial hingerichtet. Er hätte (seine eigenen) Statistiken gefälscht, diese unkorrekt interpretiert usw. Klar, sich als bekennender Veganer gegen die Fleisch- und Milchlobby zu erheben und dann tatsächlich nicht ganz sauber argumentiert oder formuliert zu haben, ließ Trendsetter Campbell zum erklärten Feindbild aller Nutztierhalter, Fleischhauer und Molkereibetreiber werden.
Nun hat eine langfristige Studie aus Schweden endlich nachgewiesen, dass hoher Fleischkonsum die Lebenserwartung deutlich senkt!
Noch dramatischer: Dies trifft auch zu, wenn zusätzlich viel an gesundheitsfördernden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse sonst noch gegessen wird. Daher riet nun (endlich) das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) in einer Aussendung, den Fleischkonsum einzuschränken. Und der ORF war tapfer genug, dies auch wirklich zu veröffentlichen. Chapeau, bei den vielen Werbekunden, die tierische Eiweißprodukte im ORF bewerben.
Über einen Zeitraum von 16 Jahren untersuchten Wissenschaftler der medizinischen Universität Karolinska Institutet in Stockholm bei rund 75.000 Personen unterschiedlicher Altersstufen die Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Lebenserwartung.
Zwei Wurstsemmeln oder Burger am Tag
»Am Ende des Beobachtungszeitraums stellte sich heraus, dass die Sterberate in der Gruppe mit dem höchsten Fleischkonsum (über 117 Gramm pro Tag) um 21 Prozent höher lag als bei der Gruppe mit dem niedrigsten Fleischkonsum (unter 46 Gramm pro Tag)«, erläuterte Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE. »Vor allem Todesfälle durch kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall traten bei Personen mit hohem Fleischkonsum deutlich häufiger auf.« Auch Colin T. Campbell präsentierte schon 2004 in seiner umstrittenen China-Study ähnliche Zahlen zu tierischem Eiweiß, erweitert jedoch eben um die – seiner jahrzehntelangen Forschung nach – noch weit gefährlicheren Auswirkungen von Milchkonsum. Dabei war Campbell Sohn eines großen Milchviehbetriebes und Milch bestimmt seine Kindheit. Nicht zuletzt nachdem seine Eltern jung starben (Krebs und Herzinfarkt) begann er den Zusammenhang von tierischem Protein und Gesundheit bzw. Krankheiten zu erforschen. Campbell bringt auf den ersten Blick überraschender Weise auch Diabetes-2 sowie weniger überraschend Krebserkrankungen als Folgen ins Spiel. Dass Dickdarmkrebs durch unsere aktuelle Ernährung, die bei vielen zur Fleischmast entartet ist, massiv beeinflusst wird, davor warnte Ernährungsexperte Dr. Rüdiger Dahlke schon zehn Jahre davor.
8-12% unserer täglichen Kalorienmenge sollte Eiweiß sein.
Fast-food-Buddies schaffen es bis zum Dreifachen!
Die Adipositas-Prävalenz für 2030 in den USA, also die erwartete Krankheitshäufigkeit für Übergewicht und Fettleibigkeit für das Jahr 2030 wird in Nordamerika mit 86 % angegeben. Also man rechnet allen Ernstes damit, dass in nicht einmal fünfzehn Jahren 8-9 von 10 US-Bürgern fettleibig sind, verbunden mit all dazugehörenden Erkrankungen. Was uns die Amis angehen? Sehr viel: Nahezu alle Ernährungstrends kommen von dort: »Einen XXL-Burger mit großen Pommes bitte…«
Obst und Gemüse anstatt, nicht bloß dazu!
Im Rahmen der Studie wurde darüber hinaus untersucht, ob der Konsum von Obst und Gemüse die negativen Auswirkungen von hohem Fleischkonsum ausgleichen könne. »Hier kamen die Studienautoren zu dem Schluss, dass das eindeutig nicht so ist: Die erhöhte Morbidität und Mortalität war bei allen Personen mit hohem Fleischkonsum gleichermaßen gegeben«, sagt Professor Widhalm. »Das heißt also: Zwei Wurstsemmeln oder ein Schnitzel am Tag reichen aus, um eine statistisch deutlich geringere Lebenserwartung zu haben, unabhängig davon, ob man sich sonst gesund ernährt und viel Obst und Gemüse isst.«. Eine sehr erstaunliche Erkenntnis!
Wie zu Opas Zeiten: Maximal zwei Portionen pro Woche
Das ÖAIE empfiehlt folglich, den Fleischkonsum deutlich zu reduzieren und stattdessen mehr gesundheitsfördernde Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte zu essen. »Pro Woche sollten maximal zwei Portionen frisches rotes Fleisch wie Rind, Schwein oder Lamm gegessen werden. Verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst und Schinken sollten – wenn überhaupt – nur einmal wöchentlich konsumiert werden, und auch das nur in geringem Ausmaß von maximal 50 Gramm«, sagte Experte Widhalm. »Alles, was darüber hinausgeht, ist erwiesenermaßen gesundheitsschädlich.«
WHO-Studie löste Empörung aus
Schon Ende Oktober 2015 hatte eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Verzehr von Wurst und Schinken als krebserregend einstufte, unter Wurst- und Fleischproduzenten weltweit für Empörung gesorgt. So sei der Konsum verarbeiteter Fleischerzeugnisse für die Entstehung von Darmkrebs mitverantwortlich, hatte die zur WHO gehörende Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) erklärt. Auch rotes Fleisch sei »wahrscheinlich« krebserregend. Das wusste Dr. Dahlke schon zwanzig Jahre davor, bloß damals noch mehrheitlich als Nestbeschmutzer der Vieh-/Landwirtschaft verdammt. Übrigens wies er auch darauf hin, dass nicht nur unsere Umwelt (Treibhausgase) von einem artgerecht niedrigen Fleischkonsum extrem profitieren würde, sondern man sogar den Welthunger um Welten verbessern könnte, würde man nicht hochwertige pflanzliche Kost Tieren in absolut nicht artgerechter Massenhaltung verfuttern, diese dann bestialisch im EU-Großschlachthof umbringen, um uns dann mit gesundheitsschädlichen Produkten zu versorgen. Würden wir die Pflanzen gleich selber essen, es würde unsere allgemeine Gesundheit unglaublich verbessern.
Die Arbeitsgruppe aus 22 Experten hatte mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Die WHO kam zu dem Schluss, dass das Darmkrebsrisiko je 50 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt. Nicht von der WHO erwähnt, aber seit Dahlke bekannt: Kaltwasserfisch senkt das Risiko von Darmkrebs im Gegenzug.
Die Aussendung des ORF endete übrigens mit dem Statement, dass die Fleischindustrie und unabhängige Experten (wer immer das war… vermutlich sympathisierende Molkereibesitzer 😉 vor Panik warnen. Diese wiesen auch darauf hin, dass Fleisch unter anderem Eisen (Blutbildung) und wichtige Vitamine liefere. Das stimmt, Eisen aus rotem Fleisch können wir leichter aufnehmen als aus Pflanzen, weshalb Veganer vermehrt an einem Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und damit einer Anämie leiden und sehr auf Ihren Eisenkonsum achten müssen. Für Nicht-Veganer reichen jedoch eben zwei Portionen Fleisch pro Woche absolut aus, um genug Eisen zu erhalten sowie Vitamin B12, welches nämlich das einzige pflanzlich tatsächlich schwerer zu bekommende Vitamin ist. Unser Landwirtschaftsminister bezeichnete die WHO-Warnung übrigens als »Farce«. Ob er weiß, dass in der Küche damit auch eine Masse aus feingehacktem, im Fleischwolf gemahlenem, im Kutter zerkleinertem oder im Mörser zerstoßenem Fleisch gemeint sein kann? Und »Österreichs Wurst ist und bleibt bedenkenlos die beste.«, so unser Oberfleischer. Das mit der besten Wurst, wird auch so sein. Bloß gesund per se werden Wurst – sowie Fleisch und Milch(produkte) – dennoch nicht.
Mein Tipp zum ganzheitlichen Zielcoaching (Ziel = gesund und fit alt werden!): Schauen Sie sich nach guten Bio-Alternativen zu Fleisch um. Bauen Sie Fisch in den Speiseplan ein, auch mit Gemüse kann man Großartiges kochen. Ersetzen Sie Fleisch doch mal durch Tofu (Wurstfleckerl statt mit Wurst mit stark geräuchertem Bio-Tofu!) oder die superköstlichen sie supergesunden »VEGINI« Erbsenprotein-Produkte von
Mein Tipp: www.veggiemeat.at
Bevor Sie allerdings Seitan, ein Fleischersatz aus Gluten, essen, genießen Sie lieber ein gutes Steak!
Quellen: www.oeaie.org, www.orf.at, www.who.com