Optimismus, Pessimismus & Fokusregulation sind im Zielcoaching von entscheidender Bedeutung.
Im Zusammenhang mit der Fokusregulation nimmt man ja gerne das Beispiel des halbvollen oder halbleeren Glases als Symbolik für die individuelle Betrachtungsweise von positiv und negativ. Richte ich meinen Fokus positiv motiviert auf das vom Viertel wunderbaren Weines verbliebene Achterl und erfreue mich an eben diesem, oder hadere ich negativ fokussiert damit, dass die (bessere…) Hälfte schon weg ist? Sehr griffig und gut verständlich erklärt uns der deutsche Experte für Veränderungsmanagement, Marc Pletzer, das Wesen der Aufmerksamkeitsregulation, wenn er humorvoll auffordert: »Richte doch einmal deine ganze Obacht auf Hundehaufen. Gehe in der Stadt spazieren und suche konkret nach Hundehaufen. Einmal in deinem Fokus, siehst du bald überall nur mehr Hundehaufen und erschaffst auch in deinem Leben nur mehr Hundehaufen!« Eine wunderbare Metapher dafür, ob man im Leben primär das naturgegebene, meist sehr kleine bisschen Schei… bewusst ins Visier nimmt – und dabei alle Millionen wunderbarer positiver Dinge übersieht. Auf Zielcoaching bzw. Zielerreichung umgelegt: Richte ich meine ganze Aufmerksamkeit auf das, was gut läuft und was ich schon gut kann, und ziehe mich daran gleichsam Zentimeter für Zentimeter hoch zum Erfolg (= das Erreichen seiner Ziele)? Oder schaue ich nur auf das, was mich vom Leben meiner Träume noch fernhält. Und gräme mich den ganzen schönen Tag lang, weil ich es eh nie schaffen werde und reduziere so meine Selbstwirksamkeitserwartung (= ich bin überzeugt, dass ich etwas von mir aus erreichen kann) auf Nullniveau.
In diesem Zusammenhang spielen auch Optimismus und Pessimismus eine entscheidende Rolle: Habe ich hinsichtlich künftiger Entwicklungen in meinem Leben eine positive oder negative Erwartungshaltung? Martin Seligman, der geistige Vater der »positiven Psychologie«, erklärt den Unterschied so: Wenn es für einen Optimisten gut läuft, so ist dieser der fixen Überzeugung, es läge an ihm und seinen Fähigkeiten. Läuft etwas schief, so waren nicht oder kaum beeinflussbare äußere Umstände oder andere Menschen daran schuld. Ein Pessimist sieht es genau umgekehrt: Gelingt ihm etwas sehr gut, so nur deswegen, weil es aufgrund externer Umstände so leicht ging. Scheitert er an einer Aufgabe, so meint er, es sei quasi automatisch aus eigenem Unvermögen. Auch wenn dies gar nicht zutrifft.
Optimist: Wenn es gut läuft, dann wegen mir. Wenn es schlecht läuft, wegen anderer! Pessimist? Genau andersrum …
Jeder von uns kennt solche Menschen: Am Beginn einer Aufgabe nerveln sie – mangels Selbstbewusstsein und mangels Selbstwirksamkeitserwartung – komplett herum, dass sie das gesteckte Ziel nie erreichen würden. Gelingt es dann dank eigener Fähigkeiten und Kompetenz doch, so nur deswegen, »weil es eh kinderleicht war.« »Na, das hätte ja jeder gekonnt«, ist dann oft die Reaktion. Schade, denn wie Prof. Seligman belegen konnte, tun sich Optimisten in der Zielerreichung wesentlich leichter. »Gelernter Optimismus« ist hier das Schlagwort. Anstatt seine Aufmerksamkeit auf die oben bereits zitierten Hundehaufen im Leben zu richten, arbeitet man daran, sich tagtäglich mehrmals alle positiven Dinge ins Bewusstsein zu holen. »Danke für …, danke dafür, dass ich …« ist hierzu eine ideale Übung: »Danke, dass ich gut geschlafen habe, danke für die Sonne am Morgen, danke für das lässige Auto, mit dem ich in eine klasse, herausfordernde, sichere Arbeit gefahren bin, danke, dass das Morgenmeeting mit dem Chef super konstruktiv verlief, danke, dass ich mich mit der absoluten Mehrheit meiner Kollegen fein verstehe, danke für das amikale Gespräch mit meinem Kunden, danke …«.
Professor Seligman: Optimismus kann man lernen!
Natürlich gibt es auch einen Optimismus, der selbstgefährdend sein kann: Unrealistischer Optimismus – »mir kann sowieso nichts passieren …« – verhaut einem viel Gesundheit im Leben, so wie das Überdurchschnittlichkeits-Syndrom Sympathie: Am »Above Average Effect« leiden Menschen bzw. meist deren Mitmenschen, wenn erstere bei sich immer nur die Stärken sehen, bei anderen immer nur deren Schwächen. Leider bei Chefs und Führungskräften ein immer wieder zu beobachtendes Persönlichkeitsmerkmal, mit dem diese in Wahrheit versuchen, ihren (unterbewusst geringen) Selbstwert künstlich zu erhöhen.
In der Regel geht es aber im Zielcoaching oder Mentaltraining eher darum, jemandem Optimismus zu lernen. Etwa wie oben beschrieben mit dem Bedanken für alles Positive des laufenden oder vergangenen Tages oder aber auch mit sogenannten positiven Illusionen und Fokusregulation: »Stelle dir vor, deine Leben wäre perfekt: Wie genau würde es aussehen?«. Beeinflusst wird Optimismus übrigens sehr von einer gesunden Lebensweise und einem guten sozialen Netzwerk. Umgekehrt wiederum wirkt sich Optimismus sehr vorteilhaft auf unser Immunsystem aus und erschafft in uns Gesundheit, Leistungsstärke und Lebensfreude.